Entwicklung und Wachstum
Entwicklung des Kindes – wie erkennen wir Auffälligkeiten und Verzögerungen?
Entwicklung bedeutet Reifung des zentralen Nervensystems, also des Gehirns, und das Erlernen von Funktionen. Dies beginnt schon lange vor der Geburt und reicht bis ins späte Erwachsenenalter. Gerade im frühen Kindesalter geschehen unglaubliche Entwicklungsschritte.
Im Gegensatz zur Tierwelt brauchen Menschenkinder Jahre bis sie sich alleine fortbewegen können, ihre Hände als Werkzeug und zur Selbstversorgung einsetzen können. Aber auch sprechen, kommunizieren, sich das Notwendigste zu merken und voraus zu denken muss erst erlernt und geübt werden.
Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess, der auch im Kindesalter nicht scharf abgegrenzt werden kann, und sehr unterschiedlich abläuft. Die einzelnen Entwicklungsschritte werden mit so genannten „Meilensteinen“ gemessen.
Zum Beispiel hat das Neugeborene nur einfache motorische Reaktionen, beginnt mit
wenigen Monaten sich zu drehen, etwa mit neun Monaten zu sitzen und zu krabbeln, mit ungefähr 15 Monaten zu gehen, später wird es auch klettern, laufen, Dreirad fahren, und so weiter.
Gezieltes Greifen beginnt mit vier Monaten, der so genannte Fingergriff mit einem Jahr, geschicktes Hantieren mit über zwei Jahren. In den folgenden Jahren lernt das Kind auch, Gegenstände gezielter zu manipulieren und einzu setzen und auch zu zeichnen.
Auch die Sprache will langsam erlernt werden, der Säugling beginnt Geräusche oder Laute zu produzieren, dann erst zu plaudern. Mit ungefähr 15 Monaten sollten die ersten Worte erreicht sein, mit drei Jahren Sätze, um bis zur Schule genügend von Sprache verstehen und kommunizieren zu können.
Parallel werden konstruktives Spiel, Sauberkeit, Anziehen, Essen und Spielregeln-Verstehen erlernt. Im Kindergartenalter wird mit anderen Kindern gemeinsam gespielt, Erlebtes erzählt, Gruppenspiele werden möglich. Und für all dies sollte sich unser Kind auch noch etwas konzentrieren können. Bis zur Schulreife ist der größte Teil der grobmotorischen und feinmotorischen und sprachlichen Entwicklung erreicht, das Denken und Merken wird zunehmend komplexer, logischer bis abstrakter.
Um dieses Wunderwerk der kindlichen Entwicklung erreichen zu können, braucht es
einige Voraussetzungen: das Kind sollte sehen und hören können und körperlich gut gedeihen. Sowohl Skelett, Muskulatur und vor allem das ganze Nervensystem sollte richtig angelegt sein und weiter reifen können. Dazu gibt es angeborene und genetische Grundlagen, aber auch Förderung und Reizangebot durch die Umwelt, also die Familie. Das Kind lernt auch durch probieren und üben.
Wie können wir die Entwicklung des Kindes beobachten?
Bei den Mutter-Kind-Pass-Kontrollen des Kinderarztes wird neben den körperlichen Funktionen auch das Wachstum und Gedeihen, Hören, Sehen, Ernährung, aber auch die motorische Entwicklung und Sprache beobachtet.
Die besten Beobachter sind die Eltern und die Großeltern. Im Kindergarten kann
zusätzlich Sprache, Spielentwicklung, Konzentration, Gruppenspiel, Verhalten und damit wichtige Bausteine der geistigen Entwicklung und zukünftigen Schulreife beobachtet werden. Ein Kindergartenbesuch rechtzeitig vor der Schule (1 – 2 Jahre) ist auch zur Früherkennung möglicher Entwicklungsprobleme sicher zu empfehlen!
Rechtzeitig vor der Schule sollten Entwicklungsauffälligkeiten, Auffälligkeiten der Sprache und Motorik, aber auch andere neurologische Symptome wie Bewegungsstörungen, Seh- oder Hörstörungen, epileptische Krampfanfälle rechtzeitig erkannt werden. Bei Auffälligkeiten im Kindergarten kann zusätzlich zu einer sonderpädagogischen und/oder kindergartenpsychologische Abklärung eine kinderneurologische (neuropädiatrische) Untersuchung an unserer Abteilung stattfinden.
Danach werden gegebenenfalls therapeutische Fördermaßnahmen eingeleitet, wie z.B. Frühförderung, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und psychologische
Leistungstestung.
Was geschieht, wenn uns ein Kind mit Entwicklungsauffälligkeiten an die
neuropädiatrische Ambulanz zugewiesen und angemeldet wird?
Der erste Schritt ist eine genaue Befragung der Eltern, dazu braucht es alle auswärtigen Vorbefunde und Mutter-Kind-Pass, eine Beobachtung der Wachstumsperzentilen, Sinnesfunktionen und des Spielverhaltens und ein neurologischer Status und eventuell EEG (Hirnstrombild). Die wichtigste Frage ist die, wer welche Auffälligkeiten sieht, welche Störungen es geben kann und ob die Entwicklung Fortschritte macht. Dann erst folgt der Entscheid über weitere Kontrollen, Abklärungen und Therapien.
Was können Eltern tun, um die Entwicklung ihrer Kinder zu beobachten?
Auffallen sollte es, wenn sich Säuglinge und Kleinkinder zu wenig oder in auffälliger Weise spontan bewegen, die motorische Entwicklung der Fortbewegung und des Hantierens zu wenig Fortschritte macht, ein auffälliges Bewegungs- oder Haltungsmuster oder zu wenig horchen, schauen, lautieren, plaudern, zu wenig Spielansatz, Interesse oder Kontakt und ein zu spätes Erreichen dieser Meilensteine. Hierfür gibt es auch für Eltern eine Reihe von Broschüren und anderen z. B. „Babyjahre“ und „Kinderjahre“ von Largo, Remo.